Ergotherapie wird mit Kindern durchgeführt, die in einen oder mehreren Bereichen Entwicklungsverzögerungen zeigen. Das Ziel ist es hierbei, die Kinder in ihrer Entwicklung so zu unterstützen,
dass sie ihren Alltag bestmöglich meistern können.
Die angewandten Behandlungsverfahren beruhen auf neurologisch-anatomischen, anatomisch-funktionellen, psychosozialen, entwicklungspsychologisch und lerntheoretisch orientierten Grundsätzen und
Kenntnissen.
Ergotherapie findet Anwendung bei Kindern mit:
Behandlungsziele der Ergotherapie sind unter anderem:
Am Anfang des Therapieprozesses findet die ergotherapeutische Befunderhebung statt. Gemeinsam mit den Eltern werden daraufhin konkrete Ziele formuliert und der Behandlungsplan aufgestellt.
Die Eltern und Bezugspersonen werden eng in den Behandlungsprozess eingebunden und angeleitet, so dass sie ihr Kind bestmöglich im Alltag unterstützen können.
Bereits im Mutterleib entwickeln sich unsere Sinnesorgane und beginnen mit der Aufnahme sowie der Verarbeitung von Reizen und der Reaktion auf diese Sinneswahrnehmungen.
1. Die Körpersinne
(Sie geben Informationen über unseren Körper)
2. Die Fernsinne
(Sie geben Informationen aus der Umgebung)
Die Sensorische Integration ist ein Teil der normalen Entwicklung und entwickelt sich in einer bestimmten Reihenfolge. Jede Entwicklungsstufe baut auf der anderen auf und verbindet sich mit der vorherigen.
Zunächst ist die Eigenwahrnehmung primär wichtig. Der eigene Körper muss gefühlt, ausprobiert und erfahren werden. Dann nimmt die Fremdwahrnehmung eine wichtige Rolle ein, der Körper erfühlt und
erobert die Umwelt.
Eine gute sensorische Integration ist dann möglich, wenn Sinneseindrücke angemessen vom Gehirn aufgenommen und interpretiert werden können. Des Weiteren soll eine angemessene Reaktion auf diese
Sinnesreize erfolgen.
Liegt eine Störung der sensorischen Integration vor, können Sinneseindrücke nicht angemessen verarbeitet werden. So kann es z.B. sein, dass Kinder überempfindlich oder unterempfindlich auf Reize
aus den einzelnen Sinnesbereichen reagieren. Da die sensorische Integration die Basis der kindlichen Entwicklung ist, kann eine Störung der sensorischen Integration auch zu Schwierigkeiten in
anderen Entwicklungsbereichen (z.B. Grobmotorik, Handmotorik, Sprache, Konzentration) führen.
Hinweise auf eine sensorische Integrationsstörung können u.a. sein:
Im Rahmen der Ergotherapie wird dem Kind die Möglichkeit geboten, die sensorische Integration zu verbessern. So werden dem Kind in einer bewusst gestalteten Umwelt bestimmte Stimuli angeboten (z.B. vestibuläre oder propriozeptive Reize), um die Organisation des Gehirns zu verbessert. Das Kind kann so in der Therapie bestimmte Entwicklungsschritte nachholen.
Das gezielte Schreiben von Zahlen und Buchstaben, sowie das Malen verschiedener Formen bezeichnen wir in der Ergotherapie als Grafomotorik.
Um gute grafomotorische Fähigkeiten zeigen zu können, benötigen Kinder einige Grundvoraussetzungen:
Schwierigkeiten im Bereich der Grafomotorik können sich wie folgt zeigen:
Im Rahmen der Ergotherapie wird durch feinmotorische Spiele und handwerkliche Tätigkeiten die Handgeschicklichkeit gefördert. Anhand von gezielten grafomotorischen Übungen werden Schreibfluss, Kraftdosierung und Stifthaltung verbessert, so dass das Schreiben im Alltag besser gelingt.
Alle Säuglinge werden mit frühkindlichen Reflexen, bzw. frühkindlichen Reaktionen geboren. Diese Reflexe sichern zu Beginn das Überleben des Kindes. Im Laufe der frühkindlichen Entwicklung werden diese Reflexe nach und nach abgebaut (gehemmt).
Wenn die Entwicklung eines Kindes jedoch nicht planmäßig verläuft, können frühkindliche Reaktionen weiter bestehen. Das Fortbestehen dieser Reflexaktivität kann Schwierigkeiten in folgenden Funktionsbereichen zur Folge haben: Grob- und feinmotorische Koordination, sensorische Integration, Kognition, Ausdrucksvermögen und emotionale Entwicklung.
Zeigt ein Kind Schwierigkeiten im Bereich der Reflexhemmung, so kann mit Hilfe des Reflexhemmungsprogramms nach Sally Goddard eine dauerhafte Verbesserung erzielt werden. Anhand eines sehr individuellen Förderprogramms werden die noch aktiven frühkindlichen Reaktionen dauerhaft abgebaut. Die jeweiligen Übungen, die ständig wechseln und aufeinander aufbauen, werden mit Mutter und Kind gemeinsam geübt.
Über einen Zeitraum von sechs bis neun Monaten müssen diese Übungen täglich einige Minuten lang zu Hause durchgeführt werden. So erhält das Gehirn eine "zweite Chance" die noch aktiven frühkindlichen Reflexe nachträglich abzubauen. Wird die Reflexaktivität durch das Training gehemmt, können sich die körperlichen, lernspezifischen und emotionalen Probleme des Kindes verbessern.
Viele Kinder mit AD(H)S haben Schwierigkeiten in der Bewältigung ihres Alltags, die sich wie folgt äußern können:
Das Kind...
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (AD(H)S) ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Aufmerksamkeitsstörungen können mit und ohne Hyperaktivität auftreten. Es handelt sich um eine nachgewiesene neurobiologische Funktionsstörung.
Bei Kindern mit AD(H)S liegt eine Reizfilterschwäche vor. Sie nehmen viel zu viele innere und äußere Reize wahr, werden überflutet und tun sich schwer, wichtiges von unwichtigem zu unterscheiden.
In der Ergotherapie wird an den Alltagsschwierigkeiten der Kinder angesetzt. Ziele sind hierbei beispielsweise eine verbesserte Aufmerksamkeit sowie eine verbesserte Struktur und Arbeitsorganisation.
Konzepte, wie das "Alert-Programm", das "Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern nach Lauth und Schlottke" und das "Ergotherapeutische Trainingsprogramm bei AD(H)S nach Winter" finden in unserer Praxis Anwendung.
Bei dem AUDIVA Training handelt es sich um ein Hörwahrnehmungstraining der Ergotherapie, das vor 15 Jahren von Ärzten und Therapeuten entwickelt wurde. Hierbei werden Gehör und auditive Wahrnehmung durch eine besondere Darbietung von harmonischer Musik geschult.
Diese entwicklungsfördernde Wirkung auf die Nerven und auf das Gehirn basieren auf den Erkenntnissen der Neuropsychologie und Psychoakustik. In verschiedenen Studien konnte die Wirksamkeit nachgewiesen werden.
Schwierigkeiten im Bereich der auditiven Wahrnehmungsverarbeitung können folgende Probleme verursachen:
Das bewährte Erziehungskonzept "Triple P" unterstützt Eltern bei Schwierigkeiten und Fragen in Bezug auf die Erziehung ihrer Kinder und baut auf den Stärken der Familien auf. Die Eltern lernen die Grundregeln der positiven Erziehung kennen und erhalten gut umsetzbare Tipps für den Umgang mit schwierigen Situationen. In umfangreichen Studien konnte die Wirksamkeit dieses Programms nachgewiesen werden.
Das Ziel von "Triple P" ist es:
In unserer Praxis bieten wir "Triple P" Kurzberatungen an. Die Kurzberatungen sollen Eltern bei konkreten Fragen zur Entwicklung und Erziehung ihrer Kinder unterstützen. In bis zu vier Beratungssitzungen erhalten sie Hilfe bei der Bewältigung einzelner Erziehungsschwierigkeiten, z.B. bei Problemen mit dem Schlaf-, Ess- oder Hausaufgabenverhalten der Kinder.
Auch der angemessene Umgang mit Verhaltensweisen, wie Wutanfälle, oppositionelles Verhalten oder Ungehorsam können thematisiert werden. Durch eine enge Verbindung von Theorie und Praxis wird die Übertragbarkeit in den Alltag gewährleistet und dauerhafte Veränderungen gefördert.
Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit mit Kindern ist die Elternarbeit.
Wir führen regelmäßig Elterngespräche durch und stehen, sofern die Eltern dies befürworten, in regem Kontakt und Austausch mit Ärzten, anderen Therapeuten (z.B. Physiotherapeuten oder Logopäden) Kindergärten, Schulen oder Frühförderung.
Durch regelmäßige Fortbildungen (z.B. Triple-P-Berater, ADS / AD(H)S Elternberater) erwerben wir die notwendige Fachkompetenz für Beratungsgespräche und versuchen, sowohl den Eltern als auch den Kindern eine nachhaltige Hilfe zu sein.
Des Weitern erhalten alle Eltern, deren Kinder bei uns in ergotherapeutischer Behandlung sind, eine individuell auf das Kind zugeschnittene Informationsmappe. Das bedeutet, dass die Eltern von uns detaillierte Informationen bezüglich der jeweiligen Förderschwerpunkte ihres Kindes erhalten (z.B. Sensorische Integration, Feinmotorik, Grafomotorik, Konzentration). Des Weiteren bekommen die Eltern auf diesem Wege viele Tipps und Anregungen zur Förderung ihres Kindes im häuslichen Umfeld.